E-Scooter: Umweltfreundliche Mobilität oder versteckter Umweltsünder?

E-Scooter

In den letzten Jahren haben E-Scooter die Straßen vieler Städte erobert. Sie gelten als flexible, moderne und scheinbar umweltfreundliche Alternative für kurze Strecken in der urbanen Mobilität. Doch hinter diesem hippen Transportmittel steckt eine Schattenseite, die oft übersehen wird: die umweltschädlichen Auswirkungen sowohl der Herstellung als auch der Nutzung von E-Scootern.

Umweltfreundlich – aber nur auf den ersten Blick

Die Grundidee, durch elektrische Antriebe Emissionen zu reduzieren, klingt zunächst verlockend. E-Scooter fahren geräuschlos durch die Stadt, stoßen keine Abgase aus und scheinen perfekt in das Konzept einer grüneren Mobilität zu passen. Auf den ersten Blick wirken sie wie eine sinnvolle Ergänzung zu öffentlichen Verkehrsmitteln oder gar als Ersatz für das Auto auf kurzen Strecken. Doch bei näherer Betrachtung zeigt sich, dass E-Scooter in vielerlei Hinsicht alles andere als nachhaltig sind.

Die Herstellung als Klimasünder

Ein erheblicher Teil der Umweltschädlichkeit von E-Scootern liegt in ihrer Produktion. Vor allem die Herstellung der Lithium-Ionen-Batterien, die in den Fahrzeugen verwendet werden, hat einen großen ökologischen Fußabdruck. Der Abbau von Lithium, Kobalt und anderen seltenen Erden ist nicht nur energieintensiv, sondern verursacht auch erhebliche Umweltzerstörungen in den Fördergebieten. Häufig geschieht dies unter fragwürdigen sozialen Bedingungen, die zusätzlich zur Umweltbelastung die ethischen Bedenken verstärken.

Darüber hinaus werden E-Scooter in der Regel in Asien produziert und müssen oft über weite Strecken nach Europa transportiert werden – ein weiterer Faktor, der die CO₂-Bilanz der kleinen Fahrzeuge belastet.

Die kurze Lebensdauer von E-Scootern

Ein weiteres Problem ist die geringe Lebensdauer vieler E-Scooter. Studien zeigen, dass ein durchschnittlicher E-Scooter oft nicht länger als ein bis zwei Jahre im Einsatz ist. Viele Modelle verschleißen schnell oder werden durch Vandalismus zerstört, was bedeutet, dass sie häufig ersetzt werden müssen. Die Entsorgung der alten Fahrzeuge – insbesondere der Batterien – stellt dabei eine zusätzliche Herausforderung dar. Recyclingprogramme für Lithium-Ionen-Batterien stehen noch am Anfang, und ein Großteil der verbrauchten Akkus endet oft als gefährlicher Elektroschrott.

E-Scooter verdrängen umweltfreundlichere Alternativen

Ein weiterer Aspekt, der die Umweltbilanz von E-Scootern belastet, ist die Tatsache, dass sie häufig andere, tatsächlich umweltfreundlichere Verkehrsmittel verdrängen. Studien zeigen, dass viele Nutzer von E-Scootern diese nicht als Ersatz für Autos verwenden, sondern für Strecken, die sie zuvor zu Fuß, mit dem Fahrrad oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurückgelegt hätten. Somit tragen E-Scooter in vielen Fällen nicht zur Reduktion des motorisierten Individualverkehrs bei, sondern erhöhen sogar die Umweltbelastung.

Der Betrieb: Logistik und Aufladen

Ebenfalls problematisch ist die Logistik hinter den Leih-Scootern, die in vielen Städten angeboten werden. Um die Fahrzeuge in der Stadt zu verteilen und regelmäßig aufzuladen, werden sie oft mit herkömmlichen Transportern eingesammelt. Diese Vorgänge, die mehrmals täglich erfolgen können, belasten die Umwelt durch zusätzlichen Verkehr und Emissionen. Der Stromverbrauch für das Aufladen der E-Scooter kommt hinzu, wobei oft nicht garantiert ist, dass dieser aus erneuerbaren Energiequellen stammt.

Ein gemischtes Bild

E-Scooter sind zweifellos eine bequeme und moderne Art der Fortbewegung, die in vielen Städten eine sinnvolle Ergänzung zur bestehenden Mobilitätsinfrastruktur darstellt. Doch die Vorstellung, dass sie automatisch umweltfreundlich sind, ist trügerisch. Die Herstellung, die kurze Lebensdauer und die Logistik hinter dem Betrieb der E-Scooter führen dazu, dass sie eine weit schlechtere Umweltbilanz aufweisen, als viele vermuten.

Für die Zukunft könnte es entscheidend sein, die Lebensdauer der Scooter zu verlängern, den Einsatz erneuerbarer Energien beim Laden zu garantieren und Recyclingprozesse für die Batterien zu verbessern. Nur dann könnte der E-Scooter seinem Ruf als nachhaltiges Verkehrsmittel gerecht werden. Bis dahin bleibt er jedoch ein zweischneidiges Schwert in der Diskussion um grüne Mobilität.