HalleWestfalen. Hubert Hurkacz hat eine der besten Tenniswochen seiner Karriere mit einem meisterlichen Finalauftritt gegen die Nummer eins der Welt gekrönt: Im Endspiel der 29. TERRA WORTMANN OPEN triumphierte der 25-jährige Pole (ATP 12) im Stile eines wahren Champions und bezwang Daniil Medvedev in der OWL ARENA souverän mit 6:1 und 6:4 in nur 62 Minuten. „Es ist ein unglaubliches Gefühl. Ich bin total happy und erleichtert. Die Atmosphäre in der Arena war fantastisch, das Turnier macht einfach eine Menge Spaß“, sagte Hurkacz, der am morgigen Montag in der neuen ATP-Weltrangliste auf Platz zehn springen wird.
Hurkacz, beim ATP 500er-Rasenklassiker schon in den letzten Tagen der ausgeglichenste und coolste Akteur, bewies einmal mehr auch seine Nervenstärke im richtigen Moment – der Sieg am Schauplatz HalleWestfalen war der fünfte Erfolg im fünften ATP-Finale. „Jetzt gehe ich auch mit einer Menge Selbstbewusstsein nach Wimbledon“, sagte Hurkacz. „Rasentennis ist etwas ganz Besonderes für mich.“ Im Viertel- und Halbfinale hatte Hurkacz als Mann ohne Nerven brilliert und vier Tiebreaks gegen Felix Auger-Aliassime und Nick Kyrgios gewonnen. Im Finale gegen Nummer eins-Mann Medvedev ließ der 25-Jährige keinen einzigen Breakball zu – in einem erstaunlich einseitigen Duell.
Der unterlegene Medvedev, schon in der Vorwoche beim Turnier in s‘Hertogenbosch der Finalverlierer, entschuldigte sich etwas geknickt bei den Fans auf dem Centre Court für das „leider viel zu kurze Finale“: „Ich hätte mir gewünscht, dass es spannender und länger gedauert hätte – auch mit dem besseren Ende für mich. Aber es war heute einfach nicht mein Tag“, sagte Medvedev. „Allerdings muss ich auch Hubert ein großes Kompliment machen. Er hat praktisch nichts zugelassen, war immer hellwach, wenn es zählte.“ Zum Ende seiner Ansprache an die Besucher in der OWL ARENA sagte er: „Wir sehen uns nächstes Jahr.“
Turnierchef Ralf Weber hatte zuvor bei der Siegerehrung noch einmal eine positive Bilanz der 29. TERRA WORTMANN OPEN gezogen und den Fans Appetit auf den 30. Geburtstag in 2023 gemacht: „Das wird ein tolles Tennisfest – auf und neben dem Court.“ Der Präsident des Deutschen Tennis Bund, Dietloff von Arnim, würdigte in seiner Ansprache die Aufbauleistung der letzten Jahrzehnte in HalleWestfalen: „Was hier entstanden ist, das ist einmalig. Vielen Dank an die Familie Weber und den neuen Sponsor Wortmann.“
Im Doppelfinale hatte es zuvor einen Tiebreak-Krimi gegeben – und zwar ohne deutsches Happy-End: In der spannenden Endspielpartie bezwangen die topgesetzten Marcel Granollers/Horacio Zeballos (Spanien/Argentinien) das deutsch-neuseeländische Duo Tim Pütz/Michael Venus mit 6:4, 6:7 (5:7) und 14:12 im abschließenden Champions-Tiebreak. „Vor dieser Kulisse in diesem herrlichen Stadion zu gewinnen, das ist ein Traum“, sagte der 36-jährige Granollers. Granollers und Zeballos trugen sich zum ersten Mal in die Gewinnerliste des Doppelwettbewerbs ein, die beiden rangieren aktuell auf Platz fünf der Jahreswertung 2022 der ATP Tour. „Ein Klassefinale mit großartiger Stimmung, das war der ideale sportliche Start in diesen Finaltag“, sagte Turnierchef Ralf Weber, der gemeinsam mit Sven Wortmann von Hauptsponsor Wortmann die Pokale an Gewinner und Verlierer übergab.
Pütz und Venus hätten beinahe ein atemraubendes Comeback geschafft: Im finalen Champions-Tiebreak lagen sie bereits mit 0:4 und 1:6 zurück, hatten dann sogar zwei Matchbälle, ehe ihre Gegner den dritten Siegpunkt zum 14:12 nutzen konnten. „Schade, dass die tolle Unterstützung der Fans uns nicht zum Sieg geholfen hat. Wir haben alles gegeben, um diesen Titel zu holen“, sagte Pütz, „ich werde im nächsten Jahr ganz sicher wieder alles versuchen, um den Pokal zu gewinnen.“ Pütz und Venus hatten auf dem Weg ins Endspiel unter anderem die deutschen Grand Slam-Champions Kevin Krawietz und Andreas Mies sowie die frisch gekürten French Open-Sieger Marcelo Arevalo/Jean-Julien Rojer (El Salvador/Niederlande) besiegt.
Foto: TERRA WORTMANN OPEN/Mathias Schulz