Daniil Medvedev und Hubert Hurkacz messen sich im Finale

HalleWestfalen. Publikumsliebling Oscar Otte bot noch eine letzte Bravourvorstellung – doch das Endspiel der 29. TERRA WORTMANN OPEN bestreiten der Weltranglisten-Erste Daniil Medvedev und Polens Ass Hubert Hurkacz (ATP 12). Medvedev besiegte vor 11.000 Zuschauern in der OWL ARENA im ersten Halbfinale Otte mit 7:6 (7:3) und 6:3, anschließend setzte sich Tiebreak-König Hurkacz in schweißtreibenden Temperaturen jenseits der 30-Grad-Marke mit 4:6, 7:6 (7:2) und 7:6 (7:4) gegen Ballkünstler Nick Kyrgios (Australien/ATP 65) durch.

Das Duell der letzten Zwei beim ATP 500er-Rasenklassiker ist eine Neuauflage des letztjährigen Wimbledon-Achtelfinales, das der 25-jährige Warschauer nach zweimaligem Satzrückstand noch in fünf Akten gewann. „Ich bin überglücklich, bei diesem tollen Turnier im Endspiel zu stehen“, sagte Hurkacz, der schon im Halbfinale von Deutschlands wichtigstem Herrentennis-Wettbewerb zwei Tiebreaks gegen den Kanadier Felix Auger-Aliassime für sich entschieden hatte. Der nervenstarke Pole wird am Montag durch seinen Finaleinzug wieder in die Top Ten der ATP-Weltrangliste zurückkehren.

„Er ist ein gefährlicher Gegner, der an jedem Tag jeden anderen auf der Tour schlagen kann“, sagte Medvedev zu seinem Endspielrivalen. Die Gesamtbilanz zwischen der Nummer eins und der Noch-Nummer zwölf ist ausgeglichen – es steht 2:2. Zuletzt waren die beiden Spitzenprofis in Miami aufeinander getroffen, dort siegte Hurkacz in zwei Sätzen. Bei den Nitto ATP Finals im vergangenen November hatte Medvedev in der Vorrunde das bessere Ende für sich.

Medvedev hatte gegen „Heim-Spieler“ Otte lange Zeit größten Widerstand überwinden müssen. Bis zum Satzball des Kölschen Jung‘ beim Stand von 5:3 im ersten Satz lag sogar eine Sensation in der OWL ARENA in der Luft. Doch der Doppelfehler Ottes in jenem Augenblick, in dem eine 1:0-Satzführung winkte, wurde sehr teuer – denn nach dem Fauxpas des sympathischen Rheinländers änderten sich nach und nach die Machtverhältnisse auf dem Centre Court. Medvedev stellte sich besser auf seinen Gegner ein, mit dem er unter der Woche trainiert hatte, dem er aber im ATP-Ernstfall noch nie begegnet war.

Zudem konzentrierte sich der Nummer eins-Mann viel energischer auf seine Aufgabe, vermied Nebengeräusche wie die vorherigen Diskussionen mit seiner Box. „Wenn es so heiß ist wie heute, verlierst du auch schon mal den Fokus. Dann redest du mit deinen Leuten, bist unzufrieden“, sagte Medvedev. „Aber ich konnte mich rechtzeitig wieder fangen.“ Außerdem habe Otte eine „ganz starke Performance“ geliefert, es hätte durchaus auch „alles in die ganz andere Richtung laufen können.“

Mit dem 7:3 im Tiebreak fiel eine Vorentscheidung für Medvedev, der Anfang der Turnierwoche zum zweiten Mal in seiner Karriere die Spitzenposition in der Weltrangliste übernommen hatte. Im zweiten Satz hielt Otte anfangs noch einmal auf Augenhöhe mit, aber so richtig gefährden konnte er seinen Gegner nicht mehr. Breaks zum 4:2 und 6:2 brachten Medvedev ins zweite Rasenfinale hintereinander, in der Vorwoche hatte er in s‘Hertogenbosch dabei das Endspiel völlig überraschend gegen den krassen Außenseiter Tim Van Rijhthoven verloren.

Übrigens verpasste Otte mit dem Scheitern in der Runde der letzten Vier einen Eintrag in die ATP-Geschichtsbücher: Er hätte als erster Spieler seit Beginn der Aufzeichnungen mit einem Sieg über die Nummer eins der Welt sein eigenes erstes Karriere-Finale erreichen können. Otte wollte sich von der etwas unglücklichen Niederlage jedoch nicht niederreißen lassen: „Es hat auch heute wieder Mega-Bock gemacht. Die Stimmung war phänomenal, absolut sensationell“, sagte der 28-jährige. „Ich hatte viele Chancen, aber ich habe nicht genügend genutzt davon. Das kannst du dir gegen eine Nummer eins nicht leisten.“ Wimbledon könne nun aber kommen für ihn, so Otte: „Ich bin bereit und heiß auf das Turnier. Die letzten Wochen waren toll für mich. Halle war sogar die erfolgreichste Woche überhaupt für mich.“ Bei den TERRA WORTMANN OPEN hatte Otte nun auch das erste Mal in seiner Karriere das Halbfinale eines ATP 500er-Turniers erreicht.