ÖDP zum Lehrkräftemangel: „Setzen sechs!“

Schreibtisch mit Büchern und Tafel im Hintergrund

„Der Lehrermangel war noch nie so offensichtlich“, kritisiert Eike Zimpelmann, Vorsitzender des Bundesarbeitskreises (BAK) Bildungspolitik der Ökologisch-Demokratischen Partei (ÖDP) die Situation an deutschen Schulen zum Ende der Sommerferien. Nach Ansicht der Partei „ist für die aktuelle Misere der unverantwortliche Umgang der Kultusbehörden mit Lehrkräften“ verantwortlich – „dieser Mangel ist hausgemacht“.

ÖDP-Bundesvorstandsmitglied Helmut Scheel legt die Versäumnisse schonungslos offen: „Statt angestellten Lehrkräften in Teilzeit, die nachweislich seit Jahren einen guten Job machen, mehr Stunden unterrichten zu lassen, werben sich Bundesländer gegenseitig Unterrichtende ab oder stellen Studierende in Klassen vor unsere Kinder – die angestellten Lehrkräfte schauen dabei in die Röhre, sie fragt niemand, ob sie die Misere durch Mehrarbeit lösen helfen – dabei würden viele ihr Deputat aufstocken.“ Scheel kann solch ein Verhalten nur mit „einer klaren Sechs“ bewerten.

Lehrerinnen und Lehrer sollen Probleme auffangen, die andernorts verursacht werden, beschreibt die Partei die derzeitige Lage im Bildungssystem. Sie sollten etwa ohne entsprechende Aus- oder Weiterbildung Schülerinnen und Schüler unterrichten, die noch kein oder wenig Deutsch sprechen und verstehen. Zugleich würden Klassengrößen ausgereizt, Deputatsstunden erhöht, und es fehle an grundlegender Infrastruktur wie beispielsweise der IT-Betreuung, zählt der Bundesarbeitskreis Bildungspolitik der ÖDP die Versäumnisse der Kultusbehörden auf.

„Schon während der Corona-Pandemie hingen Lehrkräfte ständig in der Luft und mussten sich sowohl auf Präsenz- als auch aufwändigeren Online-Unterricht gleichzeitig vorbereiten. Jetzt müssen sie als pädagogische Expertinnen und Experten mit unzähligen einfachen Verwaltungsaufgaben beschäftigen, für die sie völlig überqualifiziert sind“, kritisiert die ÖDP. „Es sei kein Wunder, dass Gewerkschaften die Kultusadministrationen dafür kritisieren, dass sie ihre Fürsorgepflicht für die Lehrkräfte nicht wahrnehmen und Raubbau an deren Gesundheit betreiben“.

Verschlimmert werde die Lage der Lehrkräfte durch die Probleme der Einstellungspraxis. „Angestellte Lehrerinnen und Lehrer werden über die Sommer-Ferien entlassen, damit sie nicht aus dem Budget der Kultusministerien bezahlt werden müssen. Das heißt, dass sie nicht einmal länger in Urlaub fahren dürfen, sondern der Arbeitsagentur zur Verfügung stehen müssen“, skizziert die Partei das Dilemma. Auch die Einstellung von Lehrkräften in „Wellen“ nennen die Ökodemokraten „problematisch“.

Zimpelmann: „Wer nicht das Glück hat, zu Zeiten des Ausscheidens vieler Lehrkräfte mit dem Studium fertig zu werden, hat Pech und muss sich einen anderen Beruf suchen. In Zeiten, in denen viele Lehrkräfte aus dem Dienst scheiden, wird hingegen jede Person genommen – auch wer nicht Lehramt studiert hat oder die persönlichen Voraussetzungen mitbringt.“

Aus Sicht der ÖDP ist es vor diesem Hintergrund nicht verwunderlich, wenn Lehrkräfte sich entscheiden, den Beruf aufzugeben, oder wenn geeignete Personen erst gar nicht diesen Beruf ergreifen wollen.